Nachgeschaut: der aktuelle Stand bei Meeresschutzprojekten

Vor ein paar Wochen habe ich den Jahresbericht 2019 des Pacific Garage Screening in der Post gehabt. Vielleicht erinnert ihr euch: Ursprünglich wollte Marcella Harsch mit einem Art-Meereskamm dem Plastikmüll im Meer Herr werden. Mittlerweile orientiert sie sich mit ihrem Team in Richtung Küsten und Flussmündungen. Der Grund: Anstatt das bereits vorhandene Plastik im Great Pacific Garbage Patch zu fischen, soll verhindert werden, dass überhaupt Müll ins offene Meer treibt. Ein weiterer Grund, so schreibt das Team des PGS, sind die unbekannten Folgen der Meeresbewohner, die sich bereits an Plastikresten im Strudel angesiedelt haben. So vermuten Forscher*innen, dass ihnen durch das Entfernen des Meeresmülls eine Lebensgrundlage entzogen werden könnte. Damit hat sich insofern auch die ursprüngliche Konstruktion des Kamms erledigt und PGS muss ein neues Design überlegen. Die Plattformen sollen fünf bis zehn Meter groß werden und im Verbund größere Plastikstücke aus dem Wasser fischen. Die Kosten sind noch nicht bekannt. Im Hintergrund arbeitet PGS unter anderem an der weiteren Verwendung des Plastikmülls. Wie kann welcher Plastik recycelt werden? Eine Möglichkeit, die sich PGS angeschaut hat, ist der Einsatz von Bakterien, die – einfach gesagt – Plastik verdauen.

Es gibt noch weitere Projekte, die sich mit der Entfernung des Meeresplastiks beschäftigen. Dazu gehört The Ocean Cleanup. Das Projekt musste ein paar harte Rückschläge einstecken, die dem in der Presse stark vertretenen Projekt, zum Teil bittere Häme einbrachte. Denn: Das System 001 sammelte nicht die Menge an Plastikmüll im Great Pacific Garage Patch, die geplant gewesen war. Der Müll schwamm einfach unter der treibende Barriere hindurch. Borat Slat, Erfinder des Ocean Cleanup, sagte im Dezember 2018, dass die 600-Meter-lange Barriere einfach zu langsam sei, um den Plastikmüll zu aufzusaugen. Nach mehreren Test wurde jedoch klar, das Gegenteil war der Fall. Die Barriere war zu schnell. Zudem hatten sich einzelne Elemente gelöst. Der Grund war wohl Materialermüdung. Allem Spot und Wusste-ich-doch-dass-es-nicht-klappen-kann Rufen zum Trotz kehrte das Team des Ocean Cleanup mit zwei Tonnen Plastik – darunter riesige Geisternetze – in den Hafen auf Hawaii zurück.

Im Oktober letzten Jahres meldete das Unternehmen dann, dass das von Vancouver gestartete System 001/B erfolgreich Müll gerammt hätte. Eine System-Anpassung war demnach eine Art Kite-Schirm, der die Barriere langsamer macht als den treibenden Müll. Auch die aus Kork bestehende Schwimmkörper wurden verbessert, um den Naturgewalten des Ozeans mehr Substanz entgegen setzen zu können. Zur Überraschung des Teams sammelte System 001/B nicht nur Plastik und Geistesnetze ein, sondern auch Mikroplastik mit einer Größe von 1 Millimeter. Außerdem stellte Borat Slat ein Schiff vor, dass Plastik an Flussmündungen sammeln soll. Von den „Interceptors“ sind mittlerweile vier Schiffe im Einsatz.

Auch bei der Maritime Müllabfuhr des Vereins One Earth – One Ocean (OEOO) gibt es Herausforderungen – wie man so schön sagt. Hinter dem Konzept steht eine teilweise autarke Logistik, die auf unterschiedlich große Müllsammelboote setzt. Die kleinen Schiffe namens „SeeHamster“ und „SeeKuh“ sollen Plastikabfälle sowie Chemikalien und Mineralöl aus Flussmündungen, Binnengewässern oder Meeren fischen. Der Abfall wandert über Transportbänder an Bord und hier in Säcke, die an speziellen Bojen auf die Müllabfuhr namens „SeeElefant“ warten. Hier soll das Plastik sortiert, recycelt beziehungsweise in schwefelfreies Heizöl verwandelt werden. Der „SeeElefanten“ gibt es allerdings erst als Machbarkeitsstudie. Dafür hat OEOO den Bundespreis 2019 ecodesign erhalten. Wie Pressevertreter von OEOO erklärten, könnte der Mehrzweckfrachter MS Forester der Reederei Röhrt Barren zum „SeeElefanten“ umgestaltet werden. „SeeKuh“ gibt es auch schon – allerdings ist aufgrund von Geldmangel noch arbeitslos. Von den „SeeHamstern“ wurden 2019 die fünfte Generation der in Kambodscha in Betrieb gestellt.

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