Strandfund: Was sind eigentlich Neptunbälle?

Nach einem stürmischen Tag habe ich mich mit meinem Hund mal wieder an der Kieler Innenförde herumgetrieben. Doch anstatt einer guten Meerglas-Ausbeute, fand ich kleine grüne Kugeln am Strand, die aussahen wie der Auswurf einer Katze: haarige Knäule, die in unterschiedlichen Größen am Spülsaum lagen.

Ich kenne diese Kugeln von der Nordsee. Bei meinem Aufenthalt auf Juist habe ich sie am Strand gefunden. Doch da waren sie braun und getrocknet. Meine Fundstücke schienen frisch, da grün, zu sein. Und dass es diese Bälle an der Ostsee gibt, war mit bisher unbekannt.

Also Recherche: Die Bälle haben unterschiedliche Namen: Neptunbälle, Seebälle oder Meerbälle. Ersteres bezieht sich darauf, dass die Filzkugeln der Mittelmeerstrände aus den Resten des Neptungrases (Posidonia oceanica) bestehen. Dieses Gras wächst jedoch nicht in der Ostsee. daher machte ich mich an die Recherche. Die zu klärenden Fragen: Um was für ein Gewächs handelt es sich? Und finden sich solche Meeresbälle häufiger an der Ostsee?

Zunächst schrieb ich den Ulrich Karlowski von der Deutschen Stiftung Meeresschutz (DSM) an. Dieser tippte, dass es sich um Zwergseegras (Zostera noltei) handelt, wusste aber auch nicht weiter. Er fragte seinen Kollegen Manuel Marinelli von Project Manaia (Seegras-Projekt im Mittelmeer) um Hilfestellung. Diese antwortete: „Die Bälle wie im Foto kenne ich normalerweise nur in Braun, wenn abgestorbenes Seegras sich an Stränden langsam in Kugeln sammelt. In Grün ist das ein wenig seltsam… weil selbst wenn sich ein lebendes Seegrasblatt zerfransen und auskugeln sollte (das dauert schon eine Weile) wäre die Farbe dann schon weg. Und von der Farbe her, wirkt es auch eher wie eine Wiese an Land? Ganz seltsame Geschichte… Zwergseegras oder Algen könnten natürlich sein, aber wie gesagt es dauert schon eine paar Tage (je nach Größe der Kugel) bis sich so etwas aufbaut, bei viel Wellenschlag gehts auch wieder schneller, wäre also interessant das Wetter bzw. die Wellen dazu zu kennen, wobei Kiel selbst ja meist ganz ruhig ist, Richtung Eckernförde kann die Sache schon wieder ganz anders aussehen.

Um dem Rätsel aber auf die Spur zu kommen, fragte ich bei Thorsten Reusch vom Geomar nach. Dieser bekannte, dass er noch nie einen grünen Meerball aus der Ostsee gesehen habe. Seiner Meinung nach kann sich dabei „eigentlich nur um die Fasern des heimischen Großen Seegrases handeln (Zostera marina).“

Damit habe ich geklärt, was ein Neptunball ist – das Rätsel um meinen Ostsee-Meeresball ist aber immer noch nicht ganz geklärt. Halten wir fest: Niemand weiß, wie der Seeball ans Ostufer der Kieler Förde kommt; gefunden wurden diese Knäule bisher in der (deutschen) Ostsee noch nicht. Vermutlich handelt es sich bei dem Kraut, aus dem sich der Ball zusammensetzt, um unser gewöhnliches Seegras (obwohl ich die Fasern als zu dünn dazu empfinde…). Eine genaue Bestimmung, so Thorsten Reusch, könne nur unter dem Mikroskop vorgenommen werden.

Interessante Fakten:

Meerball vom Ostseestrand. (Foto: Wimber)

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