Ich sammele so fast alles, was mir am Strand unter die Finger kommt: Sand, Treibholz, Hühnergötter, Meerglas, Fossilien. Doch die eine Sache, die ich nie finde ist Bernstein. Vielleicht liegt es daran, dass es ihn bei uns an der Küste nicht gibt. Vielleicht habe ich auch einfach nur kein Auge dafür. Um meinen Blick zu schärfen, meldete ich mich im August zu einer geführten Bernsteinwanderung bei meinem Meerglas-Kumpel Martin Hagemann an. (Wir dürfen ein paar Tage zuvor schon mit ihm paddeln gehen.)
Los ging es am Parkplatz Bernsteinweg Ost (Parkkosten: 12 Euro!). Am Campingplatz vorbei ging es zum Strand. Hier erzählte Martin erst einmal, wieso sich ausgerechnet hier so viel Treibgut finden lässt. Das liegt an der Lage der Halbinsel, an der sich das Meer und die Wellen regelmäßig abarbeiten und so Dinge abtragen und anspülen.
Dann machte sich die Gruppe in einem angenehmen Tempo und mit Suchauftrag auf den Weg. Martin wollte alle unsere Fundstücke sehen und würde sie dann erklären. Für mich als ständigen Strandbesucher gab es nicht so viel zu entdecken, aber das ist natürlich Besuchergruppen egal: Große und kleine Strandläufer brachten alle möglichen Fundstücke – von Muscheln über Steine bis zu Quallen. So war unser Tempo gemächlich und der Wissenfundus wuchs mit jedem Schritt.
Was nicht gefunden wird, holt Martin zum Zeigen aus der Tasche: alle heimischen Muscheln, Fossilien aller Art, Meerglas – Martins Taschen scheinen bodenlos zu sein.
Hinter der Wassersportschule Darß wird es ruhiger und natürlicher. Jetzt scheint die Wahrscheinlichkeit zu steigen, Bernstein zu finden. Ich lausche interessiert. Bisher dachte ich immer, dass das Auftauchen des „Gold des Meeres“ von Wasser- und Lufttemperatur abhängig ist. Aber Nein: ich muss nach Rollholz Ausschau halten. Rollholz – was ist das? Das sind diese kleinen schwarzen Krümel am Strand. Es ist Abrieb von Treibholz. Und hier sollen die Bernsteine liegen.
Tatsächlich finden vor allem Kinder winzigste Krümel hellbraun leuchtender Bernsteine. Ich kann nichts entdecken auf dem nassen Sand, bis mich Martin auf einen Fund hinweist, der direkt vor meinen Füßen liegt. (Zu sehen auf meinem Instagram-Kanal.)
Nach gut zwei Stunden erreichen wir an der nordöstlichen Grenze des Naturparks angekommen. Hier am ehemaligen Nothafen ist Schluss. Die Besucher dürfen jetzt noch mal in Martins große Wundertüte greifen und sich zwischen Miesmuscheln ein paar daumennagelgroße Bernsteine herausholen. Dann löst sich die Gruppe auf: Einige wandern weiter zum Leuchtturm Darßer Ort, andere fahren mit der Darßbahn zurück in den Ort. Mein Sohn und ich gehen mit Martin am Strand zurück – wer weiß, was wir noch so finden.
Übrigens: Die Wanderung findet bei fast jedem Wetter statt. Außerhalb der Saison dürfte die Wahrscheinlichkeit, schöne Fundstücke zu sammeln größer sein.
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