Mikroplastik: Abrieb von Autoreifen schwimmt im Meer

Kürzlich hat das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) eine neue Studie zu Mikroplastik in den Weltmeeren herausgebracht. Ergebnis: Autoreifen tragen zu rund einem Drittel zum Mikroplastikproblem bei. Demnach gelangen die kleinen Gummipartikel über die Kanalisation in die Kläranlagen. Diese würden zwar bis zu 95 Prozent des Mikroplastiks herauswachsen, aber nicht das komplette Regenwasser landet in der Kanalisation.

Vor allem im Klärschlamm sammeln sich die kleinen Plastikteilchen an. Da dieser dann oft – etwa durch die Landwirtschaft – zurück aufs Land kommt, ist zu überlegen, ob „eine vollständige Verbrennung des Klärschlamms der landwirtschaftlichen und landschaftsbaulichen Nutzung vorzuziehen ist, um eine Weiterverbreitung von Mikroplastik in der Umwelt und somit eine Problemverlagerung zu verhindern«, erklärt Ralf Bertling, Abteilung Photonik und Umwelt beim Fraunhofer UMSICHT.

Insgesamt haben die Verfasser der Studie 51 Quellen für Mikroplastikemissionen gefunden. Neben den Autoreifen gehört auch der Abrieb von Bitumen in Asphalt und die Verwehungen von Sport- und Spielplätzen dazu.

Neu ist diese Erkenntnis allerdings nicht. Schon 2015 veröffentliche die Norwegische Umweltbehörde die Ergebnisse einer umfangreichen Untersuchungen zur Meeresverschmutzung. Demnach gelangen rund gut 8.000 Tonnen Mikroplastik jedes Jahr von Norwegen aus ins Meer. Nach Angaben der Behörde trägt der Abrieb von Autoreifen über 50 Prozent zur Verschmutzung der Meere durch Mikroplastik bei. Davon lande die Hälfte im Ozean. Als zweiten Hauptverursacher von Plastikpartikeln im Meer hat die Umweltbehörde den Anstrich von Bootsrümpfen ausgemacht. In Deutschland sollen es 120.000 Tonnen sein.

Seit letztem Jahr beschäftigt sich sogar das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Thema. Es fördert das Projekt RAU – Reifenabrieb in der Umwelt. Ziel des Projektes: Es „soll Reifenpartikel aus der Nutzungsphase des Reifens umfassend beschreiben und auf theoretischer Basis ggf. Lücken zu Verlusten von Reifenpartikeln über den gesamten Lebenszyklus schließen. Es gilt, die Eintragspfade von Reifenmaterial in die aquatische Umwelt zu identifizieren, zu bilanzieren und Maßnahmen der Reduzierung aufzuzeigen.“

Bis bessere Wege der Filterung oder neue Stoffe zur Herstellung von Reifen gefunden werden, können wir zumindest den groben Plastikmüll reduzieren (denn weniger Auto fahren werden wir ja deswegen wahrscheinlich nicht). Also: Keine Produkte mit Mikroplastik kaufen (eine Liste gibt’s zum Beispiel beim BUND), nichts (am Strand) liegenlassen und herumliegenden Müll in den nächsten Mülleimer bringen, sodass er nicht ins Meer geweht wird.

Wer noch weitere Studien lesen will: Die Umweltorganisation IUCN hat eine tolle Zusammenfassung der Hauptverursacher von Mikroplastik herausgegeben (2017; auf Englisch). Beim Fraunhofer UMSICHT findest du detaillierte Informationen zu Mikroplastik, Kläranlagen und möglicher Alternativen.

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