Maritime Metropole: 36 Stunden in Kopenhagen, Tag 2

Nachdem Casper uns am Tag vorher mit dem Schiff durch Christianshavn geführt hat und wir die maritime Hektik eines ersten Frühlingstages gespürt haben, sind wir heute zu Fuß zu der künstlichen Insel unterwegs. Die Segelschiffe, Hausboote und Kähne, die hier in den Grachten liegen, bieten ein tolles Bild und versprühen eine besondere Atmosphäre. Diese erhofften wir uns auch von Christiania, der freien Stadt.

Christianshavn ist eine künstliche Insel, die König Christian IV. 1619 errichten ließ. Er wollte eine Art Amsterdam im Norden schaffen. Mit der Innenstadt im Westen ist sie durch zwei Brücken verbunden; wir gingen über die Langebro und spazierten dann die Wehr- und Wallanlagen am Stadtgraben entlang.

Die ehemalige alternative Wohnsiedlung Christiania liegt am südöstlichen Rad von Christianshavn, sodass wir erst einmal den halben Stadtgraben entlang gehen mussten. Aber etwas Ruhe von der bewegten Stadt war auch nicht schlecht. Bald entdeckten wir einen kleinen Spielplatz, den die Kinder gleich in Beschlag nahmen; er war jedoch nicht gegen den riesigen Spielpark, der uns ein paar Meter weiter geboten wurde.

Geheimtipp: Kostenloser Mega-Spielplatz
Dieser liegt kurz vor der Torvegade, auf der dritten Wehranlage. Erst waren wir nicht sicher, ob die ein Kindergarten oder tatsächlich ein öffentlicher Spielplatz war. Aber nachdem uns keiner vertrieben hatten, nutzten die Kinder fleißig die unzähligen unterschiedlichen Fahrzeuge, Klettergerüste, Rutschen und Schaukeln. Die Lauftonne war immer besetzt, so dass sich die Kinder nicht trauten, diese zu benutzen. Für den Sandkasten samt Spielzeug sind sie leider schon zu groß. Picknicktische hätten wir nutzen können, ebenso wie diverse Bälle. Insgesamt war diese Entdeckung einfach genial und wir hätten hier gut den halben Tag verbringen können, aber wir Erwachsenen wollten gerne noch nach Christiania. (Wer es auf dem Stadtplan sucht: Der Spielplatz liegt an der Christianshavns Voldgade.)

Das wiederum hätten wir uns eigentlich sparen können. Nachdem wir Christianshavns Vold (den Wall) passiert hatten, kamen wir endlich an der Freistadt an. Sofort wurden wir von Müll und kleinen Behältnissen mit suspektem Inhalt im Gebüsch begrüßt (Haschisch wird hier mehr oder minder offen verkauft). Insgesamt macht das ehemalige Hippie-Paradies einen eher runtergekommenen Eindruck auf mich. Wir ließen uns einige Zeit durch die Straßen treiben, nahmen auch Seitenwege und setzten uns schließlich ans Wasser, um zu picknicken. Zwar hätte es an den Hauptwegen auch Restaurants gegeben, aber wir hatten ja am Abend vorher beim Aldi vorgesorgt.

Christiania versucht sich immer noch bunt und im Stil des „Sommers der Liebe“ zu präsentieren. Aber der Lack ist ab – an zu vielen Stellen im wahrsten Sinne des Wortes. Der Hauptplatz mit seinen Buden – hier ist Fotografieren verboten – kam mir ziemlich austauschbar und willkürlich vor. Zwar flatterten überall bunte Flaggen und auch der Holzschnitzer oder der Maler zeigten wirklich tolle Kunstwerke. Aber viele Stände verkauften T-Shirts und Armbänder, wie sie an jeder Ecke verkauft werden. Ich muss sagen, ich war froh als wir endlich wieder Europa betraten (wie es am Durchgang von der Pusher Street zur Prinsessegarde geschrieben stand).

Unser Weg zurück in die Innenstadt führte uns auch an der Vor Frelsker (Erlöser-) Kirche vorbei. Sie soll einen tollen Blick über die Stadt bieten – meine Höhenangst hinderte mich allerdings, auf den Turm zu steigen, denn es gibt eine Außentreppe, die bis nach oben führt. Meine Familie verzichtete ebenfalls. 60 Kronen hätte der Eintritt gekostet. „Es gibt aber ganz schön viele prächtige Kirchen hier“, sagte meine Tochter. Das stimmt. Ich habe irgendwo gelesen, dass es rund 80 Kirchen in Kopenhagen geben soll. Verrückt.

Wir begaben uns wieder in den hektischen Trubel der Stadt und gingen die Trovegade entlang. Die besonders köstliche Auslage der Bäckerei und Konditorei Lagkagehuset ließ und stoppen. Wir zogen unsere Nummer und bestellten einen hervorragenden Nachtisch, den wir unterhalb der Knippelsbro-Brücke einnahmen.

Desert vom Lagkagehuset.

Den Kindern hatten wir versprochen, heute noch ins Tivoli zu gehen. Ich gebe zu, dass der Besuch hier wirklich nicht in die Kategorie „Günstig erleben“ gehört. 230 Kronen (rund 33 Kronen) kostet der Pass, der den Besuch aller Fahrgeschäfte erlaubt. (Eine reguläre Eintrittskarte kostet 110 bzw. 99 und 50 Kronen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder von 3 bis 7 Jahren). Man kann auch einzeln bezahlen (Preis liegt zwischen 30 und 90 Kronen), aber da wir noch den halben Tag Zeit hatten, haben wir gedacht, dass das Unlimited-Ticket uns wahrscheinlich günstiger kommen würde. Tatsächlich gibt es auch Attraktionen, die kostenlos sind. Besonders schön fand ich das Rasmus Klump-Land (bei uns Petzi). Da haben sogar meine Kinder lange Verstecken gespielt.

Wie eine Ruheoase ist das Aquarium. Es ist nicht wirklich groß, hat ein großes Fenster und drei kleine Schaubecken. Aber es bietet eine kurze Pause vom lauten Treiben auf dem Rummel. Wer ins Aquarium möchte, zahlt 25 Kronen extra oder bucht es im Unlimited Ride Ticket Plus für 290 Kronen dazu; dann bekommt man auch im „Demon“ die 3D-Brille dazu.

Übrigens lohnt es sich auch, für 30 Kronen ein Schließfach zu mieten, dann muss man den Rucksack nicht  mitschleppen. Und so weitläufig ist das Gelände nicht. Man kommt also schnell wieder an das Gepäck ran. Da Getränke und Snacks doch eher hochpreisig waren, haben wir unsere Wasserflaschen in der Toilette aufgefüllt.

Wir schleppten uns mit Sonnenuntergang zurück ins Hotel. Eigentlich hat das Tivoli bis 23 Uhr offen, aber uns wurde kalt. Damit war unser Kopenhagen-Wochenende zu Ende und alle waren glücklich, etwas Tolles erlebt zu haben.

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