Maritime Metropole: 36 Stunden in Kopenhagen, Tag 1

Von Kiel aus ist Kopenhagen nur einen Katzensprung entfernt. Nur über zwei, drei Inseln springen und schon sind wir da. Eine Sache sei vorweg bemerkt: Günstig ist Urlaub in der dänischen Hauptstadt nicht. Zwar haben wir viele Tipps diverser Blogs und Reiseseiten befolgt, aber spätestens der Besuch im Tivoli hat die Reisekasse gänzlich geleert.

Aber von vorne. An einem Samstag ging es für mich mit dem Auto über die dänische Grenze bei Flensburg Richtung Kopenhagen. Von der Kieler Innenstadt bis zu unserem Hotel brauchte ich überraschenderweise nur rund vier Stunden. Meine Familie war am Tag zuvor bereits mit dem Zug gefahren – ein Schnapper, da sie das Europa-Ticket für 29 Euro nutzen konnten. Wir wohnten im Tivoli Hotel nahe der Innenstadt, da wir zum einen kein Geld für die öffentlichen Verkehrsmittel ausgeben wollten (die sollen teuer sein), zu Fuß alles erreichen wollten und uns zudem den Bauch am umfangreichen Frühstücksbuffet vollschlagen wollten. Soweit, so gut. Natürlich gibt es kostengünstigere Übernachtungsmöglichkeiten, wie Hostel und Co. Trotzdem fand ich die Lage sehr charmant. Wir waren abends froh, schnell wieder im Hotel zu sein.

Eigentlich hatten wir Fahrräder leihen wollen. Diese erweisen sich aber – entgegen mehrerer Tipps – als ziemlich teuer. In der Innenstadt hätten wir für 20 dänische Kronen (ca. 3 Euro= pro Stunde) Räder in Einheitsgrößen leihen können; auch Donkey Republik hatte überall Drahesel stehen, die man sich per App leihen kann. Aber auch das kostete 100 Kronen pro Tag (ca. 14 Euro) und wir sind zu viert. Im Hotel wäre die Leihgebühr noch höher gewesen – 250 Kronen (ca. 32 Euro) Tagessatz -, aber hier hätten wir Fahrräder in Kindergröße bekommen. Da die meisten Sehenswürdigkeiten jedoch in einem relativ geringen Umkreis liegen, beschlossen wir zu laufen. Dabei lernt man eine Stadt oder Gegend ohnehin am besten kennen.

Sonntag: Wachablösung, Kanaltour & Kongens Have
Die Wettergötter hatten es wirklich gut gemeint. Frühlingshafte Stimmung breitete sich an diesem sonnigen Wochenende in der Metropole aus. Ein milder Wind wehte über die Ostsee heran und ließ die Leute an windstillen Stellen die Jacken abwerfen. Kopenhagen ist als Design-Stadt bekannt. Den Grund dazu entdeckt ich schnell: Überall ist Kunst. Ob es die Tiergesichter an der Fassade der Glyptothek, Drachen als Beschützer des Rathauses oder die bunten Häuser in Nyhavn sind. Sogar die neuen Gebäude sind weder langweilig, noch trist – wie der Schwarze Diamant (die neue Bibliothek) oder das Opernhaus.

Wir begannen den Tag klassisch und ohne Geld auszugeben. Wir waren pünktlich um 12 Uhr zur Wachablösung an der Amalienborg. Hier hatte sich zwar schon einen recht große Menschenmenge breit gemacht, aber wir fanden noch einen akzeptablen Platz in erster Reihe nahe der Kaserne. Seien wir mal ehrlich – dieses Ein- und Abmarschieren der für unsere Augen seltsam gekleideten Solaten ist nicht so wahnsinnig aufregend. Die Männer mit ihren fürchterlich unbequem anmutenden Schuhen (Hauptsache, sie knallen) taten mir irgendwie auch leid. Wir blieben die komplette 45 Minuten, bis fast alle Besucher schon verschwunden waren, die es dauert, bis alle Soldaten in ihren roten Häuschen durchgetauscht worden waren. Was es in England nicht gibt: Die gehen auch schnurstracks – von Polizisten begleitet – durch die planlos herumlaufenden Touristen. So waren die Männer teilweise nur ein paar Armlängen von uns entfernt.

Danach ging es für uns zum Nyhavn. Vor den wunderschön bunt gestrichenen, alten Häusern hätten wir ein leckere Tagessuppe oder etwas anderes Günstiges essen können – wenn wir Hunger gehabt hätten und es nicht schon einen Crepe gegessen hätten. So buchten wir uns eine Kanal-Tour. Wir hätten auch einen Hafenbus nehmen können – aber der hat keinen Deutsch sprechenden Führer an Bord. Also gaben wir das Geld aus. Die Angebote am Nyhavn reichen von günstig bis relativ teuer. Wir haben gleich ein Doppel-Ticket für die Große Tour und das Tivoli gekauft und bildeten uns ein bei 20 Prozent Rabatt, nun etwas Geld gespart zu haben. (Für uns vier haben wir etwa 95 Euro für die Fahrt und den Eintritt ins Tivoli bezahlt.)

Die Reise dauerte 60 Minuten und führte uns bis zur Kleinen Meerjungfrau und in den Stadtteil Christianshavn. Casper erzählte uns – in drei Sprachen – viel Interessantes zu alten Kirchtürmen, den modernen Glasbauten mit Wasserblick, zur Anlegestelle der Royals und dass die Grachten in Christianshavn Amsterdam nachempfunden wurde. Die Kinder fanden natürlich die teilweise extrem niedrigen Brücken toll, unter denen wir langfahren mussten, um in die Stadt zu kommen. Jedes Mal ermahnte Jesper die Leute dreisprachig auch ja nicht aufzustehen oder die Arme auszustrecken. Die Kinder haben das natürlich ganz schnell und ganz heimlich trotzdem gemacht… Keine Sorge; ich hab natürlich aufgepasst, dass nichts passiert.

Ich muss sagen, dafür dass Dänemark ein so fortschrittliches Land ist, empfand ich das Meer als extrem dreckig. Während Casper von der hochmodernen Müllverbrennungsanlage erzählte, trieben Plastiktüten an uns vorbei; schon im Nyhaven war im Wasser und unter Wasser jede Menge Müll – gerade hier hätte ich deutlich mehr Umweltschutz erwartet.

Nach dem Ausflug aufs Meer gibt es für uns wieder Richtung Innenstadt. Die Gothersgade entlang bis zum Kongens Have – dem königlichen Garten – sind es vom Nyhavn vielleicht 600 Meter. Dabei kamen wir auch am Aldi vorbei, wo wir uns mit Picknick-Goodies wie Salat, Keksen, Würstchen und Käse eindeckten (Obst hatten wir im Hotel mitgenommen; das Leitungswasser ist hervorragend – und schmeckt! – in Kopenhagen und lässt sich super in Flaschen abfüllen!) Im Garten bewunderten wir die tolle Krokuswiese vor dem Schloss Rosenburg und machten es dann wie die zahlreichen anderen Leute: Wir legten und platt aufs grüne Gras und genossen die Sonne.

Nach der Ruhepause ging es in die Einkaufsstraße, die Strøget. So lang wie diese Shoppingmeile ist übrigens keine Einkaufsstraße in Europa. Natürlich schlenderten wir auch hier an den üblichen Klamotten-Riesen wie H&M oder Edel-Labels vorbei, aber auch an netten Schokoläden und Einrichtungsläden. Uns Ziel war aber der Lego-Laden, denn obwohl Lego eine dänische Firma ist, gibt es in Dänemark nur dieses eine Geschäft. Geld ausgeben wollten wir (eigentlich) nicht, aber das Bestaunen der tollen Bauwerke kostet ja zum Glück nichts. Toll fand ich aber, dass sich die Kinder selbst Figuren zusammenstellen konnten. Sie hatten die Wahl zwischen unterschiedlichen Körpern, Haaren mit oder ohne Kopfbedeckung, Ober und Unterkörpern, Zubehör wie Skateboard, Hund oder Pfeil und Bogen. (Drei Stück kosteten rund 10 Euro und ich hab‘ eine Packung gekauft…)

Auf dem Weg zurück zum Hotel schauten wir intensiv in die Seitengassen, um ein nichts so teureres Abendessen zu finden. Schließlich blieben wir an einem netten Laden hängen (Just Bagel), der für jeden von uns etwas hatte: Pizza für die Kinder, Falafel für mich und Dürüm für den Mann. So richtig lauschig war das Plätzchen nicht, aber es reichte aus, um in aller Ruhe zu essen – und lecker war es zudem.

Zurück im Hotel gingen wir noch auf die Dachterasse, tranken einen teuren Cocktail und genossen den Blick über die Stadt im Licht der untergehenden Sonne.

Hier lest ihr Teil 2.

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