Seegrass: Dicke Kartoffeln dank Treibseln

Anstatt sich über die dicken braunen Haufen am Strand zu ärgern, sammelt diese doch einfach auf und nutzt sie sinnvoll! Denn aus den Treibseln wachsen richtig tolle Kartoffeln.

Gerade wurden die Siegel des Seegraskartoffel-Wettbewerbs Schlswig-Hosteins gekürt. Die dicksten Erdäpfel erntete dabei die Stadt Glücksburg mit rund 10 Kilogramm (von 9 Kartoffelpflanzen). Den zweiten Platz belegte die Gemeinde Laboe mit 9,5 Kilogramm; Bronze ging an die Nachbargemeinde Heikendorf mit 6,1 Kilogramm.

Der Wettbewerb war ausgerufen worden, um die Küstengemeinden zu animieren, Treibsel nicht mehr nur als Ärgernis, sondern als wertvolle Ressource zu sehen. Zwar waren nur kommuniale Teilnehmer zugelassen, aber die Ergebnisse ziegen, dass Kartoffeln sehr gut im Treibselbeet gedeihen. Das Naturfreundehaus Kalifornien hatte sogar mit anderem Gemüse experimentiert. dabei kam heraus, dass auch Radieschen Treibsel mögen; Zweibel sind dagegen nicht besonders gut gewachsen.

Auf jeden Fall lohnt sich der Versuch auch im heimische Garten. Im kommenden Mai werde ich auf jeden Fall Seegrasskartoffeln züchten!

Und hier noch ein paar Tipps von Sandra Enderwitz (vom Projekt Posima), wie Seegrasskartoffeln gepflanzt werden können:

  1. Geeignetes Pflanzgefäß finden; am besten ein Hochbeet oder ein gut wasser- und luftdurchlässiger Pflanzgitterkorb.
  2. Treibsel vom Strand holen, dabei auf die richtige Mischung achten: Am günstigsten ist eine Mischung aus einer Hälfte Seegras (macht den Pflanzboden luftdurchlässig und speichert kein Wasser) und einer Hälfte Algen – diese liefern die Nährstoffe.
  3. Kartoffeln setzen. Tipp: neun Pflanzen auf einen Quadratmeter.
  4. Gießen, ggf. Treibsel anhäufen
  5. Ernten

Übrigens ist es keine Straftat, Treibsel vom Strand zu holen. Anders als beim Strandsand darf eine kleine Menge für den Eigenverbrauch problemlos mitgenommen werden.

Hintergrund:
Im April riefen das Ostsee Info-Center und das Geographische Institut der Uni Kiel die Ostseegemeinden zu einem kommunalen Wettstreit um die dickste Kartoffelernte aus dem heimischen Treibselbeet auf, darunter auch Städte wie Glücksburg, Eckernförde, Kiel und Neustadt. Die Spaßaktion hat einen ernsten Hintergrund: Regelmäßig vor allem im Winterhalbjahr werden die Ostseestrände mit sogenanntem Treibsel überschwemmt. Dabei handelt es sich überwiegend um Seegras und Algen in unterschiedlicher Zusammensetzung. Dies deutet grundsätzlich auf ein intaktes Ökosystem der Ostsee hin. Seegraswiesen beispielsweise sind die Kinderstuben für den Fischnachwuchs und speichern CO2. Am Strand angespült ist Treibsel beliebter Wohnraum für Kleinstlebewesen und schützt die Küste vor Erosion. Da sich Badegäste aber zumeist weiße Strände wünschen räumen die Gemeinden mit hohem Kosteneinsatz an Kurstränden regelmäßig und verbringen die Biomasse auf Deponien. Dabei stellen Treibsel und seine Bestandteile wertvolle Naturressourcen da, die bis in die 1950er wirtschaftlich genutzt wurden, zum Beispiel als Bodenverbesserer oder Tierstreu in der Landwirtschaft, Dämmstoff im Bauwesen oder Matrazenfüllung. Neue Nutzungsmöglichkeiten entstehen im Küstenschutz, Landschaftsbau und Energiesektor. Das Projekt POSIMA möchte mittels Forschung, Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerken den Nutzen von Treibsel und seinen Bestandteilen fördern sowie Kosteneinsparungen für die Gemeinden schaffen. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Website www.posima.de

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