Stralsund: Unseren blauen Planeten im Ozeaneum erleben

Wir waren schon in so einigen Aquarien – großen und kleinen, im In- und Ausland. Aber in einem, in dem Pinguine auf dem Dach wohnen, waren wir noch nicht. Das gibt es nur im Ozeaneum in Stralsund.

Zugegeben, von den Pinguinen wusste ich gar nichts, als wir den Eintritt (17 Euro für Erwachsene und 8 Euro für Kinder) bezahlt haben. Ich hatte dunkel in Erinnerung, etwas von lebensechten Nachbildungen von Walen gelesen zu haben – aber mehr war mir nicht mehr in Erinnerung geblieben von einer Themensammlung, dich vor Jahren einmal für ein PR-Agentur zusammenstellen durfte. Die Skelette derselben begegneten uns gleich im Eingangsbereich. Sie hingen nämlich im Foyer über der Rolltreppen, die zum beginn der Ausstellung führte.

Eingeteilt ist das Ozeaneum in unterschiedliche Bereiche. Los geht es mit der Ausstellung „Weltmeer“. Das Licht erhält die schummrige Ausstellungsfläche von – ich habe nachgelesen – 19 Schaukästen und 12 Vitrinen, die unseren Wasserplaneten vorstellen, seine Bewohner und seine Probleme. Wunderschön fand ich die Modelle der Staatsqualle und der Spanischen Galeere, die komplett aus Glas hergestellt wurden. Ansonsten versucht die Ausstellung den Besucher klar zu machen, wie wichtig der Ozean für uns Menschen ist. Deswegen gibt es einen drehbaren Globus, auf dem man die Tiefen und Weiten der Meer ertasten kann. Natürlich gibt es auch Filme und ein eindrucksvolles Schaufenster zum Problem Meermüll.

Ein Stockwerk tiefer wartet die Ostsee. Wir lernen etwas über die Entstehung – das fand ich natürlich interessant. In einem Firm wurde gezeigt, wie aus unserer Gletscherpfütze eine Brackwassermeer wurde. Etwas beunruhigend fand ich, dass sich die Landmasse der südlichen Ostsee immer noch absenkt. In Kombination mit dem steigenden Wasserspiegel sind das ja nicht so tolle Aussichten für uns Norddeutsche Ostseebewohner… In den großen Schaukästen werden den Besuchern maritime und an Land lebende Ostseebewohner vorgestellt wie der Seeadler, der Schweinswal, Seehunde oder Fischotter. Infotafeln über Fossilien und Gesteine komplettieren diesen Teil der Ausstellung.

Von der Ausstellung geht es einmal über den Flur und Ostseeaquarium. Hier bekommen wir gleich das Stralsunder Hafenbecken zu sehen. Die Kinder fanden die vielen große und kleine Aquarien interessant. Meine Tochter mochte vor allem die Seehasen, die sich an einer Muschel und an ihren Scheiben festgesaugt hatten und niedlich in die Gegend guckten. Der große Stör kam uns bekannt vor – wohnte der nicht früher im Aquarium auf Helgoland? Zumindest war er ähnlich alt. Ansonsten treiben sich Heringe, Ohrenquallen, Seenadeln und Dorsche in den 21 Aquarien herum. Thematisch werden wir an den Küsten der Ostsee entlang geführt, bis wir im Kattegat angekommen und die schummrige Unterwassertierwelt verlassen.

Gegenüber liegt die Ausstellung „Erforschung & Nutzung“. Skurril fand ich die ganzen plastinierten (heißt das so?) Mondfische, Muränen und Monsterspinnen krabbeln. Die Kinder fanden das Tauchkino toll, ein dem eine Forschungsfahrt in die Tiefsee simuliert wurde. Wir haben dabei auf Stühlen – wie im Kino – gesessen und es wurde so getan, als seien wir an Bord des Forschungstauchbootes. War sehr kurzweilig und dauerte nur 10 Minuten. Zu lernen gibt es hier auch allerlei über die moderne Fischerei, Windkraftanlagen im Meer und andere Forschungsschwerpunkte der Meeresforscher etwa in der Arktis, bevor der Weg uns wieder hinaus und ins Nordseeaquarium führt.

Hier begrüßt uns ein riesiger Riesenhai in Originalgröße (wieder nachgelesen: neun Meter). Sieht schon witzig aus, wie der da mit aufgerissenem Maul dem Eingang zugewandt schwebt. Ähnlich wie in der Ostsee geht es an diversen Aquarien durch Nordsee vom Wattenmeer über die schottische Küste und die Bretagne bis nach Helgoland, Deutschlands einziger Hochseeinsel. Hier stehen wir praktisch im Meer, denn der Weg führt durch ein Tunnelaquarium. Dorsch, Seeteufel, Flundern und andere bekannte und weniger bekannte Fische schwimmen über unsere Köpfe hinweg. Witzig fand ich die Kaltwasserkorallen, die seit 2015 in einer dunkel Ecke des Ausstellungsbereichs stehen und erst dann zu sehen sind, wenn man mittels kleiner Lichtspots die Aquarien erleuchtet. Tolles Spielzeug für Kinder 🙂

Vom Nordseeaquarium geht nahtlos in der riesige Aquarium über, das den offenen Atlantik darstellen soll. Hier ziehen Makrelenschwärme, Rochen und Zackenbarsch ihre Runden um den Nachbau eines gesunkenen Handelsschiffes. Highlight sind hier die fast drei Meter lange Sandtigerhaidame Niki sowie die beiden Ammenhai. Ich liebe diese riesigen Fenster, vor den man sich gemütlich auf einen Sitzsack (oder Stuhl – je nachdem, was angeboten wird) setzen kann und fast meditativ den Fischen beim endlosen Schwimmen zusehen kann.

Die Erbauer den Ozeaneums müssen selbst Kinder gehabt haben, denn genau in dem Augenblick, in dem meine Tochter sagt „Wo sind denn nun die Pinguine?“ weist ein Schild darauf hin. Am Fühlbecken – wo theoretisch Seesterne und Co angefasst werden können, aber heute weder Mensch noch Tier zu sehen ist – und am Kinderspielbereich vorbei – für den meine Kinder schon etwas zu groß sind – geht es auf die Terrasse. Hier wohnen tatsächlich Humboldt-Pinguine. Irgendwie ist es total surreal, diese Vögel im Sonnenschein auf einer Dachterrasse mit der doppeltürmigen St-Nikolai-Kirche zu sehen. Putzig sind sie natürlich, wie sie da mit geschlossenen Augen vor sich hin dösen. Was unschön war: Einer der vergnügungsfreudigen Frackträger spielte mit dem Verschluss einer Plastikflasche – hatten wir unten nicht gerade etwas über die Verhüllung der Meere und die Gefahr für die Tiere gelesen?!

Meine Kinder fanden die possierlichen Pinguine schnell uninteressant und wandten sich dem Wasserspielbereich zu – dafür ist man schließlich nie zu alt. Hier förderten sie Wasser in Rinnen, schlossen und öffneten Wehre bis wir Eltern zum Aufbruch riefen. Natürlich viel zu früh! Am liebsten hätten sich die beiden ihrer Schuhe entledigt, die Hosenbeine hochgekrempelt und noch stundenlang weitergespielt. Wasser zieht bei uns immer!

Von hier führte uns der Rundgang zum letzten Höhepunkt des Ozeaneums: zu den Riesen der Meer. Im letzten Gebäude des Ozeaneum hängen riesige, lebensgroße Meeressäuger an der Decke. Unten stehen bequeme Liegebänke. Wer sich dorthin begibt, soll in den bläulich illuminierten Raum den Weg eines Tauchers nachempfinden. Dreimal pro Stunde gibt es eine Multimedia-Show, die Interessantes über Blau-, Buckel-, Killer- und Potwal und deren Lebensraum beziehungsweise die Gefährdung derselben erzählt (die Show ist von Greenpeace gesponsert). Wir lagen noch eine Weile nach Ende der Show auf unseren Liegen, schauten auf die Walbäuche und mochten uns gar nicht trennen. Schließlich rissen wir uns los und schauten, was der Museums-Shop so zu bieten hat.

Fazit: Der Besuch hat uns gut gefallen. Gut kann man hier einen ganzen Tag verbringen – es gibt sogar ein kleines Bistro. Die Ausstellung ist modern und interessant gemacht und auch für die Kinder erlebenswert.

 

 

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