Kurzurlaub in der Bretterbude in Heiligenhafen

Wir wohnen nicht sehr weit von Heiligenhafen entfernt und fahren regelmäßig auf unserem Weg nach Fehmarn an dem charmanten Urlaubsörtchen vorbei. Immer fragen wir uns, wie sich die Häuser auf dem Graswarder halten und ob man den von der Straße aus sichtbaren Leuchtturm besichtigen kann. (Spoiler: Kann man nicht.) So nahmen wir uns an einem Wochenende im Februar eine Auszeit von Kindern und Hund und zogen in die Bretterbude ein.

Wir waren vor ein paar Jahren schon einmal in einem Hotel der Heimathafen-Marke. Das hat uns so gut gefallen, dass wir nun das „Schwesterhotel“ der Beach Motels, die Bretterbude, ausprobieren wollten. Wir mögen das entspannte Ambiente mit viel Holz und die lockere „Duz-Kultur“. Zudem gibt es ein Restaurant, in dem wir frühstücken und zu Abend essen können, eine Kneipe, einen Wellness-Bereich und unmittelbaren Strandzugang.

Die Zimmer heißen hier nicht Einzel- oder Doppelzimmer, sondern Butzen. Der industrielle Charme ist gewollt, wirkt aber auf mich schon etwas abgenutzt. Jede Butze ist individuell gestaltet, häufig mit surf- oder skatelastigen Designelementen. Tatsächlich ist unsere Putze ziemlich klein – ähnlich wie auf Kreuzfahrtschiffen scheint der Aufenthalt hier nicht wirklich gewünscht zu sein. Viele Zimmer bieten Blick aufs Wasser, so dass man beim Aufwachen direkt die Ostseeluft spüren und die Wellen beobachten kann. Wir blicken auf den Parkplatz – können aber trotzdem noch etwas Meer und in der Ferne sogar Fehmarn erblicken. Tipp: Wer es etwas großzügiger mag, entscheidet sich für die Bude+, die mehr Platz zum Chillen bietet.

Im Eingangsbereich haben Gäste allerdings einen hippen Aufenthaltsbereich – mit Sofaecken, Schaukeln, einem Mini-Skatepark und einem Snackautomaten. Wen es nicht stört, dass hier ständig Menschen vorbeikommen, der kann sich auch hier mit seinem Buch oder Podcast niederlassen.

Tag 1 – Seebrücke und Graswarder

An unserem ersten Tag entscheiden wir uns für einen Spaziergang über die Seebrücke. Heiligenhafen bezeichnet sie als Erlebnis-Seebrücke; sie wurde 2012 eröffnet und hat sich zu einem Wahrzeichen des Ortes entwickelt. Sie ist knapp 435 Meter lang und verläuft in einem Zick-Zack-Kurs ins Meer hinaus.
Die Seebrücke bietet vielseitige Sitz- und Liegeflächen, einem Kinderspielbereich mit Wasserspielen und einem Badedeck – das wir aber aufgrund der Jahreszeit nicht genutzt haben. Charmant fand ich die rundum verglaste Meereslounge, die auch bei kühlem oder regnerischem Wetter einen geschützten Blick aufs Meer gewährt – hier gibt es an manchen Tagen auch warme Getränke.

Von hier sind wir östlich am Strand Richtung Graswarder geschlendert. Ursprünglich war der Graswarder eine Insel, wurde aber 1954 durch einen Damm mit der ehemaligen Halbinsel Steinwarder verbunden. Dadurch entstand der Heiligenhafener Binnensee, eine geschützte Wasserfläche mit direktem Zugang zur offenen Ostsee. Auf dem Graswarder stehen exklusive Strandhäuser mit und ohne Reetdächer, die sich wie eine Perlenschnur an der Wasserkante entlang der Spitze des Warders gegen Wind und Wellen stellen. Am Ende befindet sich ein Naturschutzgebiet von etwa 230 Hektar, bestehend aus Landflächen, Watt- und Wasserflächen. Es ist ein bedeutender Lebensraum mit vielfältiger Pflanzen- und Tierwelt, darunter über 40 brütende Vogelarten wie Sturmmöwen, Graugänse, Austernfischer und viele andere, die dort Schutz finden. Vom Aussichtsturm hat man einen tollen Blick über das Naturschutzgebiet, den Binnensee, die Ostsee bis hin zur Fehmarnsundbrücke sowie die Umgebung von Heiligenhafen. Wer wissen möchte, welche Vögel sich hier gerade im Landeanflug befinden oder den Küstenstreifen nach Essbarem absuchen, dem helfen vielleicht die Informationstafeln am Aussichtsturm weiter.

Tag 2 – Heiligenhafen und Steinwarder

Nach einem leckeren Frühstück mit einem wirklich umfangreichen Buffett (mit Produkten von James Farm, frisch gemachten Waffeln und Pancakes), schlüpften wir wieder in unsere Wanderschuhe, fragten uns , warum wir den Hund zuhause gelassen hatten, und machten uns auf, den Ortskern zu erkunden. Wir schlenderten über die Brücke am (nun etwas verlassenen) Yachthafen Richtung Fischereihafen, die hübschen mit Katzenköpfen ausgelegten Straßen zur St. Nicolai Kirche hinauf.

Ich mag alte Gotteshäuser – vor allem solche, die Fischerei und Seefahrt gewidmet sind. St. Nicolai ist alt: Erst befand sich an der Stelle, wo heute die Kirche steht, ein Altar; ihm folgte um 1250 ein quadratischer Bau. Später schloss sich ein Langhaus mit spitzem Tum an. Architektonisch handelt es sich um eine dreischiffige Hallenkirche aus Backstein mit einem frühgotischen Kastenchor aus dem 13. Jahrhundert. Die Kirche wurde im Lauf der Jahrhunderte mehrfach umgebaut. Der dänische Treppengibel mit dem Glockenturm entstand 1637.

Die Kirche ist offen und kann (respektvoll) betreten werden. Besonders eindrucksvoll sind die alten Kunstwerke wie eine große Holzfigur des Heiligen Christophorus aus dem frühen 16. Jahrhundert sowie Holzskulpturen von Adam und Eva aus der Renaissance, die vom dänischen Königshaus gestiftet wurden. Eine weitere Besonderheit sind die zahlreichen Schiffsmodelle, die im Kirchenschiff hangen, darunter ein Modell „Samson“ von 1636 und ein dreimastiges Votivschiff aus dem 18. Jahrhundert. Ich habe mich in das wunderschöne Fensterbild vom Heiligen Georg, der den Drachen bezwungen hat.

Weiter ging es für uns in den Stadtkern – dem wir aber schnell den Rücken kehrten, weil hier nur verlassene Geschäfte und Drogerieketten zum Shoppen einluden. Die Gassen der Altstadt laden aber nichtsdestotrotz zum Schlendern ein – sie sind wunderschön und malerisch.

Wir wanderten weiter: um den Binnensee herum, am Ferienpark mit 70er-Jahre-Charme und zahlreichen Wohnmobilstellplätzen vorbei bis zum Steinwarder. An diesem naturbelassenen Strandabschnitt hätten wir Richtung Westen noch kilometerweit bis zur Steilküste gehen können. Wir entschlossen uns jedoch, am Strand entlang zurück zum Hotel zu wandern – schließlich wartete nach diesem über zweistündigen Marsch die Sauna auf uns.

Nach drei Saunagängen flohen wir vor den immer zahlreicher herbeiströmenden Mitbewohnern und gingen in Heiligenhafen essen. Das Seestern hat uns mit seiner hervorragenden Küche und den großartigen Pries-Leistungsverhältnis extrem gut gefallen. Empfehlenswert (trotz der Optik :)).

Tag 3 – Shopping

Bevor es für uns nach Hause ging, nutzen wir die netten Geschäfte, die sich hier hinten aneinanderreihen, für einen kleinen Shoppingtrip. Auf jeden Fall findet man hier netter Mitbringsel, Klamotten und maritime Deko-Artikel als in der Stadt. Manchmal gibt es hier sogar Late-Night-Shopping. Die Restaurants und Bars bieten außerdem heiße Getränke unter Heizpilzen an. Super gemütlich.

Fazit: Bretterbude ist fein für einen Kurztrip. Auf (relativ hohe) Kosten für Frühstück und Essen im Strandschuppen sollte man sich einstellen. Wer mehr Zweisamkeit auf dem Zimmer sucht, sollte entweder eine höhere Kategorie wählen oder im benachbarten Beach Motel (oder anderen Anbietern) schauen.

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