Helgoland: Einmal und immer wieder

Deutschlands einzige Hochseeinsel erlebt so etwas wie einen zweiten Frühling – rund 360 000 Tagesgäste zählte Helgoland im vergangenen Jahr. Das sind 19 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Auch wir lieben die Insel, die lange als Fuselfelsen verschiehen war, und reisen wenigisten einmal im Jahr mit Auto und Fähre ab Büsum an. „Was kann man denn da bloß machen, dass ihr jedes Jahr wieder hinfahrt?!“, fragt ihr. Ganz viel und gar nichts – und das ist das Tolle an Helgoland.

Entschleunigung! Dafür steht die Hochseeinsel Helgoland für mich. Kein Stress, keine Staus. Allerdings muss man warten bis die Welle der Besucher abgeflossen ist. Sie rollte jeden Mittag heran, überflutet die Insel, breitet sich aus und fließt pünktlich um 15 Uhr wieder ab. Bis dahin drängt sich Tagestouristen durch die kleinen Gassen und die zahlreichen Duty-Free-Läden des Lung Wai, wie die Haupteinkaufsstraße auf Helgoland heißt. Auch vor der Eisdiele bilden sich lange Schlangen, in der kleine Inseleisenbahn ist plötzlich kein Platz mehr zu ergattern und alle Hummerbuden haben ihre bunten Türen weit geöffnet. Dann noch schnell eine schnelle Runde auf dem Oberland absolviert und wieder nach Hause.

Das charmante, einheimische Helgoland erlebt der Besucher erst am Nachmittag. Wenn die letzten Tagesgäste eingebootet sind – das heißt, mit den Börtebooten zu ihren Ausflugsschiffen zurückgebracht wurden – wird es friedlich. Die Helgoländer sitzen fast alleine in den Straßencafes am Lung Wai. Die Kinder können wieder ungehindert Roller fahren. Alles andere ist hier nämlich verboten – Unfallgefahr. Nur die Polizei besitzt ein Dienstfahrrad. Allerdings gibt es Ausnahmegenehmigungen für Elektroautos. Die sind mittlerweile recht verbreitet auf der ein Quadratmeter großen Insel. Auf der Straße zum Hafen herrscht fast schon großstädtischer Verkehr, so dass Spaziergänger nicht ohne umsichtiges Blicken nach links und rechts an den Spielplatz oder den Strand gelangen. Es gibt zwei Strände auf Helgoland: den Südstrand am Hafen und den Nordstrand am anderen Ende der Insel, bei der Jugendherberge. Hier ist jedoch die Brandung so stark, dass das Baden hier untersagt ist.

Die Badeinsel der Einheimischen ist die Düne. Auf diese vorgelagerte Insel gelangen Badefreunde per Dünenfähre. Hierher kommen die wenigsten Tagesbesucher. Trotzdem hätten sie hier viel Platz: Ein Handtuch auf den breiten Sandstrand gelegt oder in den Strandkorb geflätzt lassen sich die spielenden und dich sonnenden Seehunde am Ufer oder die startenden und landenden Flugzeuge besonders gut beobachten. Auf der Düne liegt nämlich Helgolands Flughafen, der in der Saison hoch frequentiert ist. Seit neuestem können Besucher auch direkt auf der Düne ihren Urlaub verbringen. Zusätzlich zum Campingplatz lassen sich hier bunte Blockhäuser mieten. Wer keine Lust hat auf Pension, Ferienwohnung oder Hotel, kann sich ein rotes, gelbes oder blaues Holzhäuschen mieten.

Feriendorf auf der Düne

Erstere stehen auf der Hauptinsel zu Hauf zur Verfügung. Aus 2.200 Bettenangeboten kann der Besucher wählen. Sowohl auf dem Unter- als auch auf dem Oberland kann man sich für die Dauer des Urlaubs einmieten. Das Oberland ist etwas ruhiger. Hier gibt es zwar auch Geschäfte, aber die Hauptattraktion ist der grasbewachsene Plateau mit den zahlreichen Senken. Diese entstanden, als die Engländer während des zweiten Weltkriegs versuchten, die Insel durch Bomben wieder im Meer verschwinden zu lassen. Der Pfad an der Kante der Insel führt vorbei an den Lummenfelsen. Hier brüten die Seevögel an den steilsten Stellen ihre schwarzen Küken aus. Im Frühsommer lädt die Kurverwaltung sogar zum so genannten Lummensprung ein, wenn die Jungvögel den Absprung in die Selbstständigkeit wagen. Natürlich sieht man von hier aus auch das Wahrzeichen der Insel: die Lange Anna. Nach oben kommt der Besucher übrigens per Fahrstuhl – oder über drei Treppen mit bis zu 260 Stufen.

Auf dem Oberland gibt es nicht nur Vögel. Hier steht die Kleingarten-Kolonie der Helgoländer, wo sie ihr Gemüse ziehen und den Blick Richtung Horizont schweifen lassen können. Eine Rinder- und eine Schafherde können Beucher hier oben ebenfalls antreffen. Letztere neigt zu Kuschelattacken – wir sind wirklich schon einemal in den Genuss gekommen, den Schafen die Nasen kraulen zu können. Sich den Tieren aufdrängen sollte man aber natürlich nicht. Es hat schon seinen Sinne, dass sich die Schafe auf den abgezäunten Wiesen und manchmal erschreckend nahe am Klippenrand liegen.

Wer Helgoland lieber von innen sehen will, der sollte an den Bunkerführungen teilnehmen (ab 10 Jahre). Diese werden sogar im Winter angeboten. Allerdings muss eine Gruppe von 10 Personen zusammenkommen, damit diese stattfinden können. Zudem bieten die so genannten Themenwege Wanderern ein abwechslungsreiches Programm. Der „Kulturweg“ und der“ Geschichtsweg“ liefern Bewegung in Kombination mit Informationen zur erlebnisreichen Kultur – vom Vogelkundler Heinrich Gätke über James Krüss bis zur „Helgoländer Farbpalette“ des Malers Johannes Ufer – oder zur Geschichte der Insel aus rotem Buntsandstein.

Auch sonst ist viel zu erleben auf so wenig Quadratmeter. Sportlich unterwegs sein können Besucher beim Minigolf, Boule, Trampolin springen oder Schwimmen in der Kurhalle. Neben der Schwimmhalle (mit Innen- und Außenbereich sowie Wirlpools) liegt das Museum, wo es Interessentes über die abwechlungsreiche Geschichte der Insel sowie über ihren berühmtesten Sohn – James Krüss – zu erfahren gibt. Toll ist auch der Besuch der Hummerstation. Wer mit Kindern unterwegs ist: Der Besuch lohnt sich eher für etwas größere Kinder, da der Vortrag zur Aufzucht der Hummer doch eher wissenschaftlich geprägt ist. Apropo Naturführung: Lohnenswert ist auch die der Rundgang über die Düne, bei der man alles über die Natur auf der Nebeninsel lernt.

Für die Kleinen ist der neue Spielplatz am Südstrand eine Wucht. Hier können sie Geschicklichkeit üben, Klettern, Schaukeln und Rutschen. Etwas weiter, gleich neben der Lesehalle am Hafen auf der Ostseite der Insel (wo es übrigens auch ein kostenfreies Klo gibt), gibt es auch ein süßes, einer Krake nachempfundenes Klettergerüst.

Ihr seht also, auf Helgoland wird es nie langweilig und es gibt immer was zu tun. Und wer nichts tun will, setzt sich einfach auf eine Bank am Südstrand oder längt am Strand ab. Ist auch schön!

 

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