Block Island by Bike: Mit dem Rad um die Insel

Zena fährt voraus. Gleichmäßig tritt sie in die Pedale, gibt den Takt vor und achtet darauf, dass ihre Kunden ihr folgen können. Sie führt eine Gruppe von heute sechs Radlern über die einzige Insel, die zu Rhode Island gehört. Block Island ist kaum 13 Kilometer lang, rund 5 Kilometer breit mit zahlreichen Buchten, Salzwiesen, natürlichen Teichen und einer weitläufigen Dünenlandschaft. Kurz: ein Naturparadies, das sich am besten auf zwei Rädern erkunden lässt. Zwar gibt es auch Leihstationen für Rollen, doch die knatternden, stinkenden Gefährte sind bei den Einheimischen nicht sonderlich hoch angesehen. Die bessere Alternative, findet Zena Clark, ist das E-Bike. Damit lassen sich die sanften Steigungen und der zum Teil recht steife Gegenwind wunderbar meistern – bei gleichzeitigem Umweltschutz. 

Ihre rund zweistündige Tour startet in New Shoreham, wo auch die Fähre anlegt. Ausgerüstet mit Helm und Wasserflasche geht es Richtung Süden zum Mohegan Bluffs und dem South East Light. Die Mohegan Bluffs sind steile, bis zu 50 Meter hohe Klippen, deren Name von einem Kampf zwischen dem Stamm der Mohegan und den einheimischen Niantic-Indianern (auch: Manissean) um die Herrschaft über Block Island im 16. Jahrhundert. Die Niantic besiegten die Mohegan-Angreifer, indem sie sie von den Klippen stürzten. Der 1875 im gotischen Stil erbaute Leuchtturm mit seinem grünen Laterne ist ein malerisches Fotomotiv – bei dem keine Kamera in der Tasche bleibt. Er ist auch allem deshalb berühmt, weil er 1993 mehrere Meter von der Klippe weiter ins Land versetzt werden musste, um ihn vor dem Absturz zu retten.

Southeast Lighthouse a den Mohegan Bluffs.

Auf dem Weg ins Landesinneren kommen wir am Painted Rock vorbei, der seit 1962 ständig neu bemalt wird. Es fing als Scherz an: Ein Ehepaar malte dem großen Findling an der Kreuzung vom Lakeside Drive, Mohegan Trail und der Snake Hole Road an. Seitdem dient er Besuchern und Einheimischen als Leinwand. Fast wöchentlich wechselt das Motiv. Weiter geht’s zum Fresh Pond, von wo der erhöhte Standpunt den Blick über das darunter liegende Naturschutzgebiet Rodman’s Hollow und die Küste erlaubt. Hätten wir Zeit: Ich würde das Fahrrad stehen lassen und 20 Minuten durch das schmale, bewaldete Tal bis zum Black Rock Beach wandern. Das 1972 definierte Naturschutzgebiet Rodman’s Hollow, ist das erste der Insel und begründet damit die Geburtsstunde des Conservatory Movement der Insel. Heute gilt die Insel als ein Hotspot für seltene Pflanzen und Zugvögel. Übrigens: Es gibt Wanderstrecken mit einer Gesamtlänge von 200 Meilen auf der Insel. Häufig findet man am Anfang von Wanderwegen Kästen, in denen orange Weste liegen. Diese sollte man vor allem im Herbst anziehen, denn dann ist Jagdsaison und Wanderer sind durch die Bekleidung dann besser zu sehen. Kein Scherz!

Rodman's Hollow auf Block Island

Beim Stopp am Fresh Pond rät uns Zena, nach Glass Foats – also mundgeblasenen Glaskugeln – Ausschau zu halten. Diese wurden von einem Künstler aus Wakefield, RI, auf der gesamten Insel versteckt und sind Teil einer Aktion des Büros für Tourismus. Jedes Jahr werden 500 plus der Jahreszahl des jeweilig aktuellen Jahres – also 2025: 525 – dieser Glaskugeln in Bäumen, zwischen Ästen, im Gebüsch oder an anderen seltsamen Orten ausgesetzt. Jede ist mit einem Glasstempel versehen, auf dem die Nummer und die Umrisse der Insel zu erkennen sind. 

Glass Floats gibt es auch zu kaufen – zum Beispiel im Solstice (26 Water Street, New Shoreham).

Wir reden vorbei an Isaac’s Corner. Isaac Church war der letzte dokumentierte reinblütige Manisses-Indianer der Insel; er starb 1886 im Alter von 100 Jahren. Die Kreuzung von Center Road, Lakeside Drive und Cooneymus Road wurde ihm zu Ehren Isaac’s Corner benannt; er ist östlich der Kreuzung auf dem historischen indianischen Friedhof begraben.

Wir fahren weiter gen Osten, die Beacon Hill Road hinunter und landen schließlich am Coastguard Beach, wo eine schmale Zufahrt das offene Meer mit dem Great Salt Pond verbindet, an dessen Ufer zahlreiche Marinas und Yachclubs liegen. Und, sagt Zena, die kleine und abseits liegende Landspitze ist gut geeignet Seehunde zu sehen. 

Coast Guard Beach am westlichen Ufer der Insel – zwischen Atlantik und dem Great Salt Pond.

Wir umrunden den großen Salzsee und fahren zur Spitze der Insel. Dabei passieren wir das ehemalige U.S. Weather Bureau Station. Die ehemalige Wetterstation an der Beach Avenue ist ein wunderschönes Gebäude im Classical Revival-Stil, das 1903 als Ersatz für eine Station, die im Jahr zuvor durch einen Brand zerstört worden war, erbaut wurde. Meteorologische Instrumente standen auf dem Dach und auf dem Gelände. 1950 wurde es zu einer Sommerresidenz für Touristen umgebaut. Seit 1983 steht es im National Register of Historic Places.

Schließlich erreichen wir die Strände, die jedes Jahr die Urlauber auf die Insel ziehen: Ein fünf Kilometer feiner Sand an der Ostseite der Insel mit großzügigen Parkflächen, sanitären Anlagen und Restaurants. Fünf Strände vom Baby Beach über den Block Island State Beach bis zum Scotch Beach sind günstig über die Corn Neck Road zu erreichen – mit dem Auto oder dem Rad; auch der Bus fährt hier entlang.

Cresent Beach auf Block Island.

Ein paar Meilen später erreichen wir das Ende der Tour und der Insel: das North Light. Es liegt am Ende des nördlichsten Strandabschnitts der Insel, der Cow Cove. Nachdem innerhalb von 38 Jahren drei Leuchttürme am nördlichen Ende von Block Island verloren gegangen waren, begann das Lighthouse Bureau 1867 mit dem Bau des vierten Leuchtturms, den wir heute sehen. Er kostete 15.000 Dollar und wurde solide aus riesigen, importierten Steinblöcken gebaut. Er ist der Prototyp für fünf Schwesterleuchttürme, drei in Connecticut und zwei in New York.

Der North Light steht seit über 150 Jahren und erfüllt seine Aufgabe. Die Erbauer von 1867 fanden endlich den geeigneten Standort. Der North Light erfüllt noch immer seine Aufgabe für uns. Er dirigiert eine Symphonie für unser Auge – aus der Nähe betrachtet ragt er imposant empor, aus der Ferne streckt er seinen eisernen Turm diskret über die Dünen.

Das solide, graue Steingebäude steht seit über 150 Jahren am Ende der Cow Cove, an deren Anfang Settler’s Rock liegt. Dies ist der Ort, an dem die ursprünglichen Siedler – 16 Familien, die heute zum Teil noch auf der Insel leben – ihre Kühe von Bord stießen, damit sie an Land, in die neue Heimat, schwimmen konnten. Von hier geht es zurück nach New Shoreham. Von hier startet bald eine neue Gruppe zu Zenas wunderbarer Block-Island-Tour. Sie führt im Sommer ein bis zwei Gruppen über ihre Insel. Der Ausflug ist nicht ganz günstig: 130 Euro pro Person. Dafür gibt es aber auch jede Menge Informationen und Insider-Tipps, Getränke und Snacks.

Eine Insider-Info, den ich besonders lustig fand: Auf Block Inland gibt es keine Postadresse wie sonst üblich. Jedes Haus hat eine Nummer. Es gibt also keine Adresse wie 15 Ocean Road. Jeder muss seine Post – wie oft auf kleinen Inseln üblich – auf dem Postamt in New Shoreham abholen.

Kleine Geschäfte, Cafés und Galerien säumen die Straßen von New Shoreham, der einzigen Ortschaft der Insel. Die Architektur verströmt den Charme vergangener Jahrhunderte: weiß gestrichene Holzhäuser mit Schindeldächern, schmiedeeiserne Laternen und Fensterläden, die dank der salzigen Meeresbrise ihre Farbe verloren haben. 

Hinkommen:

https://www.blockislandferry.com/schedules-and-fares

Die Gebühr für das Auto ist sehr hoch. Lieber ein Fahrrad oder einen Roller ausleihen.

Island Mopet & Bike Rental
Beach Rose Bicycles
Old Harbor Bike Shope
Aldo’s Mopeds
Moped Man

Weitere Infos: BI Tourism Council

https://www.blockislandbiketour.com

(Disclaimer: Diese Tour durfte ich kostenfrei im Rahmen meiner Recherchereise nach Neuengland machen. Ich bin nicht verpflichtet, dafür Werbung zu machen. Die Tour mit Zena war aber tatsächlich interessant, lustig, vielfältig und ich finde es immer schön, mich an der frischen Luft zu bewegen.)

alle Fotos: A. Wimber

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